Nun, da wir ein paar Regeln kennen gelernt haben, können wir uns weiter mit den Grenzwerten beschäftigen. Dabei haben wir uns bisher auf das Verhalten von x gegen +∞ (plus unendlich) konzentriert. Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit, einen Grenzwert zu bestimmen.
Genauso gut können wir das Verhalten eines Graphen bei -∞ (minus unendlich) untersuchen oder bei einem reellen (endlichen) Wert. Schauen wir uns dazu im Folgenden ein paar Beispiele an.
Beispiel 1
$$ \lim_{x \to 3} 2\cdot x = ? $$
Der Grenzwert soll an der Stelle x untersucht werden. Dazu stellen wir uns vor, wie wir schrittweis die x-Werte entlang bis zu x = 3 gehen. Wir erkennen, dass es an der Stelle 3, die wir untersuchen sollen, kein Problem gibt (wie zum Beispiel einen nicht-definierten Wert). Dadurch können wir den Wert x = 3 direkt einsetzen.
$$ \lim_{x \to 3} 2\cdot x = 2 \cdot 3 = 6 $$
Beispiel 2
Das geht nicht mehr, wenn wir beispielsweise eine Definitionslücke oder gar Polstelle haben. Untersuchen wir folgende Funktion:
$$\lim_{x\to 2} \frac{1}{x-2} = ?$$
Das schauen wir uns nun graphisch an (die rechnerische Gestaltung soll in der Lektion „Ableitung“ folgen).
Wir sehen hier, dass wir zwei unterschiedliche Grenzwerte haben, je nachdem von welcher Seite man sich den Grenzwert anschaut. Wenn wir von links kommen, haben wir den „linksseitigen Grenzwert“ mit -unendlich und wenn wir von rechts kommen, haben wir den „rechtsseitigen Grenzwert“ von +unendlich. Das schauen wir uns nach den nächsten Beispielen noch einmal genauer an.
Beispiel 3
Nehmen wir uns noch ein Beispiel mit einer Definitionslücke (und nicht wie in Beispiel 2 einer Polstelle).
$$ \lim_{x \to 2} \frac{(x-2)^2}{x-2} = ? $$
Hier haben wir eine hebbare Definitionslücke, das heißt man kann die Nennernullstelle herauskürzen und hat keine Problemstelle mehr. Aber bitte daran denken: x = 2 ist weiterhin aus der Definitionsmenge herauszunehmen, da x = 2 in der Ursprungsfunktion nicht definiert ist. Wir können uns dennoch anschauen, was an der Stelle x = 2 passiert. Dazu dürfen wir die Funktion vereinfachen und kürzen. Dann einfach nur noch den Wert x = 2 einsetzen und den Wert ablesen (wir haben ja dann keine Problemstelle mehr).
$$ \lim_{x\to 2} \frac{(x-2)^2}{x-2} = \lim_{x\to 2} x-2 = 2-2 = 0 $$
Wir können den Grenzwert also zu 0 bestimmen. Wenn wir uns im Graphen die Definitionslücke anschauen, finden wir unsere Rechnung bestätigt.